In der aktuellen Folge des Podcast Wrintheit merken die Hosts Alexandra Tobor und Holger Klein an, dass auf Social-Media heutzutage viel weniger Empfehlungen für gute Inhalte geteilt werden. Eine allgemeine Empfehlungskultur würde es nicht mehr geben, weshalb sich viele Menschen, insbesondere im Podcastbereich, nur noch die bekannten Formate der Personen hören, die aus anderen Bereichen bekannt sind. Hierdurch würde die unabhängige Podcastszene, die das Format groß gemacht hat, leiden.
Ich bedauere den Zustand auch. Als ich 2007 mit meinem ersten iPod auch meine ersten Podcasts gehört habe, habe ich das für mich neue Format durch Empfehlungen in Podcasts, auf Blogs oder Twitter erkundet. Die meisten meiner Lieblinspodcasts habe ich nicht beim Stöbern im iTunes-Katalog gefunden, sondern weil ich irgendwo anders von diesen gehört oder gelesen habe.
Von alleine wird diese Situation natürlich nicht besser, weshalb ich meinen kleinen Teil zur Wiederbelebung der Podcast-Empfehlungen beitragen will. Für den Anfang habe ich mir den Podcast ausgesucht, der die Problematik überhaupt erst aufgeworfen hat: die Wrintheit.
Worum geht es
Die Selbstbeschreibung des Podcasts, mit der Host Holgi auch in jeder Folge die Begrüßung beginnt ist: “Die Wrintheit ist eine völlig neuartige Unterhaltungsmatinee, in der Holger Klein und Alexandra Tobor fast alle Fragen wrintheitsgemäß und garantiert nicht zeitnah beantworten werden.”
Die Selbstbeschreibung drückt für mich alles aus, worum es im Podcast geht: mit viel Humor und Hang zum abschweifen werden Hörer:innen-Fragen beantwortet. Die Besonderheit hierbei ist, dass die Fragen häufig schon 6-8 Jahre alt sind, da die Hörer:innen viele Fragen einsenden, die Hosts aber pro Folge häufig nur eine handvoll Fragen beantworten.
Der große zeitliche Abstand zwischen Fragestellung und Beantwortung ist von den Hosts aber auch gewollt: die eingesendeten Fragen drehen sich häufig um politische, zeitgeschichtliche oder kulturelle Fragen des Zeitpunktes der Fragestellung. Mit der Distanz der vergangenen Jahre können die Hosts in der Beantwortung der Fragen die endzwischen stattgefundene Entwicklung einbeziehen. Die Fragesteller:innen brauchen immer mal wieder persönlichen Rat zu Situationen in ihren Leben. Die jeweilige Situation hat sich durch Ablauf der Zeit selbstredend irgendwie gelöst, weshalb die Hosts die Personen auffordern in den Kommentaren zu beschreiben wie die Geschichte ausgegangen ist.
Eigentlich ist es schon fast vermessen davon zu sprechen, das die Hosts die Fragen beantworten. Diese dienen vielmehr dazu, ausgiebig zu den Themen abzuschweifen und in die Jugend und Vergangenheit von Alexandra und Holgi einzutauchen. Hierbei kommt es immer wieder zu Exkursen zur jeweiligen Popkultur, sei es Musik, Literatur oder Fernsehen. Am Ende der Abschweifungen werden die Fragen dann doch noch beantwortet, auch wenn dies dann knapp und nicht immer abschließen ist. Sie werden halt “wrintheitsgemäß” beantwortet, was allzu oft bedeutet: die beiden Hosts wissen auch keinen abschließen Rat, tragen aber dazu bei das der oder die Fragensteller:in sich verstanden fühlt.
Wieso sollte man zuhören
Alexandra und Holgi sind ein Gespann, dem man gerne zuhört. Ihre Art des Humors und wie die beiden sich die Bälle zuwerfen verfangen schnell bei einem. Die Fragen der Hörer:innen bieten einen schönen Rahmen für die Gespräche über Gott und die Welt. Alexandra bringt hierbei immer wieder ihre Erfahrungen als Autorin aus der Literaturwelt ein und ergänzt Holgi dabei vortrefflich.
Auch wenn es in der Podcast-Landschaft schon viele Laber-Formate gibt, so sind Alexandra und Holgi manchmal geradezu anarchistisch was ihre Inhalte und den Umgang mit den Einsendungen der Hörer:innen angeht. In einer Sendung können so existenzielle philosophische Fragen, Punkrock, Alexandra Jugenderfahrungen mit “Deathlef” und Holgis Gedanken zum Tod eine Rolle spielen.
Folgenempfehlung
Doktor Wrintheit 2023
Einmal im Jahr holt Alexandra eine alte Bravo aus ihrer privaten Sammlung heraus. Zusammen mit Holgi werden die Fragen, die an Doktor Sommer gerichtet wurden, wrintheitsgemäß beantwortet. Da die Fragen aus den 70er und 80er Jahren stammen ist viel Situationskomik und Klamauk vorbestimmt.
How to confuse a Dentist
Bevor Alexandra mit Holgi die Wrintheit gemacht hat, hat Holgi zusammen mit Nicolas Semak das Format gestartet. Nicolas ist am 25. April 2023 im Alter von 47 Jahren verstorben. In der Folge hält Holgi einen Nachruf auf seinen ehemaligen Podcast-Partner.
Schorf Kamerun
Der Podcast, der den Blogartikel überhaupt erst motiviert hat.